Alan Ames
Glaubenszeugnis und Heilungsgebet
 
 
 
 

Die andere Seite der Medaille
Aug 1, 2010

Es ist eine schwierige Zeit für die katholische Kirche, in der Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche erhoben werden. Die Priester und Ordensleute, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, sollen und werden zur Verantwortung gezogen für ihre schrecklichen Verbrechen an Minderjährigen. Pädophilie ist niemals zu rechtfertigen und sollte stets verurteilt werden. Diejenigen, die schuldig wurden, müssen zu Recht mit aller Härte des Gesetzes konfrontiert werden.

Die Priester jedoch, die fälschlicherweise angeklagt werden, zahlen einen hohen Preis, was in den Medien und in der Öffentlichkeit wenig Beachtung findet. Wenn eine Anschuldigung erhoben wird, ist es oft so, dass einige sie für wahr halten, und ungeachtet der Tatsachen hält man daran fest. Die Medien scheinen hin und wieder die Haltung einzunehmen, dass Tatsachen einer guten Story nicht im Weg stehen dürfen. Manche verfolgen ihre eigenen Absichten, wenn sie die Kirche angreifen und dafür ein Zerrbild der Wahrheit verwenden.

Kürzlich war ich in einem Land, in dem die Medien groß über einen Priester berichteten, der angeklagt worden war, zwei Jugendliche (Mädchen) missbraucht zu haben. In den Nachrichten wurden die Anschuldigungen im Detail erklärt, so dass es aussah, als ob der Priester schuldig sei. Am Ende der Geschichte folgte ein kurzer Satz, aus dem hervorging, dass eine der Jugendlichen die Beschuldigung zurückgenommen habe und dass das Gericht befand, dass die zweite Beschuldigung haltlos war und nicht zur Verhandlung zugelassen wurde. Wer aber der Story in den Nachrichten zuhörte, musste den Eindruck gewinnen, dass der Priester schuldig sei.

In Australien, wo ich lebe, wurde ein wunderbarer irischer Priester angeklagt, ein junges Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf, und der Priester wurde von den Medien so behandelt, als ob er schuldig wäre. Die Eltern der Jugendlichen stellten fest, dass der Priester die Taten, derer er beschuldigt wurde, nicht begangen haben konnte, weil ihre Tochter im besagten Zeitraum bei ihnen gewesen war. Außerdem war bekannt, dass die Jugendliche sonstige Probleme hatte. Der Priester wurde während der Ermittlungen in der Ausübung seines Amtes eingeschränkt und war sehr aufgebracht darüber, dass er seinen Pflichten nicht mehr frei nachkommen konnte. Diese Anschuldigungen lasteten schwer auf dem Priester und verursachten ihm großen Stress. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass die Anschuldigungen nicht wahr waren, so wie viele es erwartet hatten. Etwa drei Monate später starb der Priester. Manche, so wie ich, sehen darin eine Folge des Stresses, unter dem er gestanden war.

In einem anderen Land wurde ein sehr bekannter Priester, der u.a. häufig im Fernsehen auftrat, angeklagt, einen jungen Mann belästigt zu haben. Der Priester bestritt dies, wurde jedoch von den öffentlichen Pflichten entbunden und durfte die Messe nur noch im privaten Rahmen feiern, solange die Ermittlungen liefen. All sein Wirken, durch das er viele zur Kirche oder zu einem stärkeren Glauben geführt hatte, kam zum Stillstand. Im Zeitraum mehrerer Jahre stellten drei verschiedene Gerichte die Unschuld des Priesters fest. Nach dieser langen Zeit ist sein priesterlicher Dienst schwer beschädigt und zu unrecht befleckt. Die gute Arbeit, die er geleistet hatte, fand ein Ende.

Dies sind nur drei Fälle von vielen, die mir bekannt sind, in denen der Priester unschuldig war, sein Dienst jedoch aufgrund falscher Beschuldigungen zerstört oder zum Stillstand gebracht wurde. Ich höre nicht, dass die Medien sich entschuldigen oder ihre unausgewogenen Berichte korrigieren, sobald die Unschuld eines Priesters festgestellt wurde. Manche Medien und diejenigen, die die katholische Kirche nicht mögen, machen sogar aus offensichtlich haltlosen Beschuldigungen Schlagzeilen, um so der Kirche zu schaden. Oft urteilen sie, bevor das Gericht gesprochen hat.

So manches Mal, wenn man Nachrichten hört oder die Zeitungen liest, kann man den Eindruck gewinnen, dass die Kirche voll sei von Pädophilen und diese aktiv schütze oder verstecke. Es wird kaum darüber gesprochen, dass die katholische Kirche im Vergleich zu anderen Organisationen eine niedrige Rate sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen aufweist. So wenig wird gesagt über die Offenheit der Kirche in diesen Angelegenheiten – eine Offenheit, die richtigerweise einen gewissen Schutz für diejenigen vorsieht, deren Schuld noch nicht bewiesen ist.

Ist es nicht ein Recht, dass diejenigen, die noch keines Verbrechens überführt wurden, für unschuldig gelten, bis das Gegenteil bewiesen ist? Dies scheint jedoch leider nicht für Priester zu gelten, denn jedwede Beschuldigung gegen einen Priester scheint vielen schon Beweis genug zu sein.

Natürlich sollte ein Priester strikter Kontrolle unterworfen sein, wenn es Beschuldigungen über sexuellen Missbrauch gibt, bis die Wahrheit ans Licht kommt, wie auch immer sie ausfallen mag. Doch der Priester sollte keinesfalls der Lynchjustiz in den Medien ausgeliefert sein, bis die Wahrheit herauskommt. Verdient nicht jeder Mensch einen gerechten Prozess, bei dem die Fakten präsentiert werden und in dem die Richter oder Geschworenen die Wahrheit feststellen? Ich vermute, dass die meisten Menschen dies für sich oder ihre Lieben in Anspruch nehmen wollten, wenn sie angeklagt wären. Sollte dies nicht für alle gelten?

Pädophilie ist ein schreckliches Verbrechen und eine der Geißeln der Gesellschaft. Leider kommt sie in allen Gesellschaftsschichten vor, sie scheint ein Krebsgeschwür der Gesellschaft zu sein, das schwer auszurotten ist. Wir müssen darum beten, dass dieses Übel ausgemerzt werde – in der rechten Weise –, damit keine Unschuldigen zu Schaden kommen, seien sie jung oder alt, missbraucht oder angeklagt. Beten wir um wahre Gerechtigkeit!

Ich möchte auch jeden dazu ermutigen, einen Priester im Gebet mitzutragen und täglich darum zu beten, dass sein Priestertum gut, heilig und stark sei.

Gott segne Euch alle!

Alan Ames